22.09.2024


(Fast) verstummt.

offtopic

« previous

next »

Ja, hallo, es gibt mich noch. Ich hab' nur nicht viel zu sagen, so insgesamt.

Der Alltag verschwimmt zwischen Arbeit und Hin- und Herpendeln, Zeit vertranscheln vor dem Computer, Podcasts und Audiobooks hören, Lesen und Lernen.

Ich denk' mir zwar oft meinen Teil, sage aber irgendwie immer weniger, denn die einen haben ähnliche Ansichten, denen muss ich eh nichts erzählen, und die anderen sind komplett anderer Meinung, die lassen sich eh nicht überzeugen, und für Überzeugungsarbeit habe ich ohnehin nicht das richtige Gemüt.

Trotzdem - vor der Wahl noch ein paar Worte.

1. WAHL

Die Taktiker unter den Beratern und Experten spekulieren ungefähr so: Falls keine der neuen kleinen Parteien die 4% - Hürde schafft, dann ist es rechnerisch vielleicht möglich, dass sich sowohl eine FPÖ-ÖVP als auch einen ÖVP-SPÖ Zweierkoalition ausgeht. In dem Fall bestünden echte Chancen auf keine Wiederholung von Schwarz - Blau, wenn die ÖVP in Kooperation mit der SPÖ nämlich billig den Kanzler behalten kann.

Im übrigen geht diese Rechnung nicht auf, würde die SPÖ vor der ÖVP zweite (weil dann natürlich die SPÖ den Kanzler stellen will), weshalb einige mutmaßen, dass den sogenannten SPÖ-Granden wohl der 3. Platz lieber wäre, was auch ein Grund für die wieder aufgeflammte innerparteiliche Sabotage sein könnte.

Mein Gefühl ist: Wenn sich Blau-Schwarz ausgeht, werden wir Blau-Schwarz auch bekommen, auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass die ÖVP einen Kickl zum Kanzler macht. Allerdings waren auch Salzburg und Niederösterreich schwer vorstellbar, da hat sich die ÖVP wiederholt sehr unglaubwürdig gemacht.

Meine Hoffnung war, dass sich Schwarz-Blau einfach nicht ausgeht, wenn die Kleinen es schaffen: Problem gelöst. Dann eben ÖVP-SPÖ-NEOS. Aber da sich die Bierpartei auf einem kontinuierlichen Sinkflug seit Wochen befindet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass viele Leute im letzten Moment doch eine andere Partei wählen, um ihre Stimme nicht in der Rundablage zu versenken.

Ich persönlich will weder die FPÖ noch die ÖVP in der Regierung haben, erstere aus hoffentlich offensichtlichen Gründen, letztere weil es denen anscheinend nur mehr um Machterhalt und Beibehaltung von intransparenten Praktiken geht. Wer noch mehr Einzementierung all dessen will, was diesen Staat so träge, ineffizient und teuer macht (v.a. Verantwortungssabschiebung und Zuständigkeitchaos u.a. dank des Föderalismus!) soll bitteschön weiterhin die ÖVP in die Regierung wählen.

Also, Prognose:

100% Schwarz-Blau, falls die ÖVP doch die FPÖ last minute überholt und als erste ins Ziel geht. Weiterhin Kanzler Nehammer. (Dass der jeden Satz mit "Ich als Bundeskanzler..." beginnt, geht mir irrsinnig auf die Nerven.)

Wahrscheinlich Blau-Schwarz, sollte die FPÖ erste werden, aber wie das dann im Detail ausschauen soll, dazu fehlt mir die Fantasie. Wahrscheinlich lange Verhandlungen mit der SPÖ, und dann doch Blau-Schwarz, "kann man halt nix machen", siehe Niederösterreich.

Ich hoffe, ich irre mich.

Am meisten grantig bin ich übrigens auf die Leute, die die FPÖ eigentlich nicht wollen, und trotzdem die ÖVP wählen, als ob eins mit dem anderen nichts zu tun hätte. Und wen ICH wähle, ist in Wahrheit ziemlich wurscht, ich habe immer links der Mitte gewählt, ich kann also nichts an der ewigwährenden Mehrheit rechts der Mitte ändern. Ist ein bisserl wie in den USA, wo die Mehrheit der Menschen (an den Küsten und vor allem in den Städten) an der Präsidentenwahl nur als Statisten teilnehmen.


2. USA - WAHL

Womit wir auch schon beim 2. Thema wären. Aber nur kurz. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich die Stimmung gedreht hat, nachdem Biden endlich die Kandidatur zurückgezogen hatte. Das war ja davor eine zutiefst depressive, energielose Angelegenheit. Der Enthusiasmus ist zurück!

Ich behalte übrigens seit Wochen die Wettquoten im Auge, und nicht irgendwelche Umfragen. Scheint mir das aussagekräftigere Tool zu sein. Wir werden sehen, es ist knapp...



3. SOMMER!

Sommer einigermaßen überstanden dank Klimagerät und Ventilator, ich weiß nicht, was ich ohne gemacht hätte. Temperaturen über 28° in der Wohnung und noch nicht einmal in der Nacht eine Chance, daran etwas zu ändern, und das, obwohl bei mir die Fenster so angeordnet sind, dass es durchziehen kann. Mit Klimagerät aushaltbare 24,5° - 25°, aber nur, wenn es fast durchgehend läuft. Bin auf die Stromabrechnung gespannt.

Wien wird sich übrigens ernsthaft etwas überlegen müssen, in vielen Wohnungen sind weder Außenjalousien noch Klimaanlagen erlaubt bzw. nur mühselig genehmigbar. Das ist nicht besonders zukunftsfit.

(In der Arbeit monatelang zwischen 28° und 31°-32°, und keine Möglichkeit zu Lüften. Ohne Ventilator nicht auszuhalten, mit Ventilator an der Grenze. )

Einmal musste ich auch das Kellerabteil ausschöpfen, aber das war nicht vergangenes Wochenende bei der großen Überschwemmung, sondern beim legendären Gewitter vom 17. August.

Letzte Woche dann in der Nacht (natürlich zuhause, nicht in der Arbeit) von Sonntag auf Montag noch den Ventilator laufen gelassen, weil zu warm zum Schlafen, ein paar Tage später dann zum Lesen auf der Couch für kurze Zeit den Heizstrahler gebraucht, weil mir trotz Decke zu kalt wurde. Irre. Beim Fenster im 6. Stock fielen tatsächlich ein paar Schneeflocken vorbei.

Anyway: Herbstbeginn!

4. KALENDER

Der Kalender 2025 ist in Arbeit, allerdings wird er viele Warteliste - Bilder der vergangenen Jahre enthalten, denn viel bin ich nicht zum Fotografieren gekommen. Keine Motivation zum Herumstreifen, um ehrlich zu sein. Dafür wird es wieder Zitate geben! Yay! A propos Fotos: Ich habe einen Blitz erwischt:



5. ÖSTERREICH

Wir haben unser Parlament besichtigt, was man wohl zumindest einmal im Leben gemacht haben sollte. Das Gebäude schaut beeindruckend aus, die Führung selbst war nur mäßig informativ, unter anderem auch weil die Gruppe sehr groß und die Auskunftsperson oft schwer verständlich war. Dass zeitgleich auch noch andere Gruppen unterwegs waren und belehrt wurden, war auch wenig hilfreich. Und am Ende haben sie uns die Tür zur Dachterrasse vor der Nase zugeschlagen, weil Sperrstunde war.



Ehrlich gesagt, ich verzweifle an der österreichischen Politik, aus mehreren Gründen.

⦿ Regeln und Gesetze

Es gäbe eigentlich zu zahlreichen Themen und Problemen eh Gesetze und Regeln, die einfach nicht eingehalten werden bzw. um deren Einhaltung sich auch niemand zu kümmern scheint, was das Rufen nach ständig strengeren neuen Gesetzen besonders frustrierend macht.

Zum Beispiel "Angleichung" des Pensionsantrittsalters: Ich weiß, in bestimmten Branchen ist das anders, aber in meinem Umfeld (privat und Arbeit) kenne ich wohl keinen einzigen pensionierten Mann, der bis 65 gearbeitet hat. Darunter sind viele "Hacklerpensionisten", die ganz regulär früher in Pension gehen durften, und Männer, die entweder mit Abschlägen früher oder krankheitsbedingt als Frühpensionisten aus dem Arbeitsleben geschieden ist. Ich seh' schon kommen, dass am Ende die Frauen diejenigen sein werden, die im Schnitt länger arbeiten als Männer. "Angleichung", genau. Aber Hauptsache, wir schreien schon nach der nächsten Erhöhung des Antrittsalters.

Zum Beispiel Asyl, Migration, Überwachung: Ich bin mir sicher, vieles in der Flüchtlings-/Migrationsdebatte bwz. -problematik könnte man entschärfen, wenn man erst einmal die Regeln, die es gibt, anwenden würde. Angefangen von der Dauer der Verfahren über die Abschiebungsthematik bis hin zu Integrationsmaßnahmen bzw. -versagen.

Ich kenne die österreichischen Gesetze und Abläufe nicht im Detail, aber was im Fall des illegal in Deutschland aufhältigen Attentäters von Solingen an Absurditäten und Versäumnissen ans Tageslicht kam, erinnert ein wenig an ein ähnliches Versagen auf mehreren Ebenen beim österreichischen Attentäter von Wien im November 2020. Nicht zu laxe Gesetze sind das Problem, Behördenversagen schon eher.

Ich habe keine Ahnung davon und auch keine Meinung dazu, ob es mehr Möglichkeiten zur Überwachung von Social Media braucht, aber das meiste, was über die Attentäter und radikalisierten jungen Männer der letzten Zeit bekannt wurde, war in öffentlichen Kanälen nachlesbar. Nach strengeren Gesetzen rufen kann man gerne dann, wenn man die bestehenden bis zum Anschlag ausgereizt hat und bemerkt, dass es nicht reicht.

Zum Beispiel Dr. Lisa-Maria Kellermayer: Solange Menschen (und insbesondere Frauen) nicht ernst genommen werden, wenn sie noch am Leben sind, was nützen strengere Gesetze? Die Ärztin war zwar kein Fall von häuslicher Gewalt oder ein Mordopfer (sie hat letztendlich Selbstmord begangen), aber sie wurde trotz mehrfacher Morddrohungen von der Polizei nicht ernst genommen, musste sich und ihre Ordination selber schützen, was ein Vermögen kostet.

≫ ARD-Doku, falls es wen interessiert. Jetzt, Jahre später, wurde doch Anklage erhoben.


⦿ Föderalismus

Die Schuld wird ja gerne "nach Brüssel" abgeschoben, aber noch häufiger wird wohl "der Föderalismus" als Bremse genannt, wenn wieder einmal nichts geht. Wenn ich jedes Mal einen Euro bekommen würde, wenn ich folgende Aussagen höre, könnte ich auch frühzeitig in Pension gehen:

"Wir würden ja gerne, aber der Föderalismus..."
"Das ist Ländersache..."
"Das kann auf Bundesebene zwar beschlossen werden, aber die Umsetzung liegt bei den Ländern..."
"Das betrifft nur die Bundes..., für alles andere sind die Länder zuständig."
"Sind Sie ÖGK-Wien oder ÖGK-Niederösterreich?" WTF???

Warum braucht so ein kleines Land so viele Institutionen und Interessensvertreter, die mitreden? Wir haben neben Regierung und Parlement eh auch noch Kammern und Gewerkschaften und Bünde und diverse (Versicherungs-) Anstalten, reicht das nicht?

Es gab bestimmt irgendwann einen guten Grund, unser Land so zu organisieren, aber anscheinend verknöchern alle Organisationen/Systeme mit der Zeit, Privilegien zementieren sich ein und reproduzieren sich selbst, die Zeit schreitet voran, und der Mensch ist eben wie er ist: Egoistisch, kurzsichtig, veränderungsunwillig.

Ich glaube nicht, dass grundlegende Reformen (zB im Bildungs- und Gesundheitswesen, aber auch bei Themen wie Raumplanung und Bauordnung, Umweltpolitik u.a.) je stattfinden werden und können, solange die "Landeskaiser" (und zuweilen auch "Dorfkaiser") da noch ein Wörtchen mitzureden haben (wovon übrigens die ÖVP - gefolgt von der SPÖ - am allermeisten profitiert).


⦿ Dilettantismus, Inkompetenz, Korruption, null Fehlerkultur

"ÖVP weitete Diskriminierungsschutz aus Versehen aus" (orf.at)
"Husch-Pfusch Gesetze, zahllose Erlässe..." (derstandard.at)
"Umwidmungen: Vorwürfe gegen Bürgermeister" (orf.at)
"Dorfkaiser Riedl: Die Lärmschutzwand des Bürgermeisters" (profil.at)
"Kleingartenaffäre..." (diepresse.com)
"Die meisten Oö. Gemeinden bleiben Dunkeldörfer"(oberoesterreich.neos.eu) - Ich bin auch froh, dass wir das Gesetz jetzt überhaupt haben...
"Landesrat Tilg: Wir haben alles richtig gemacht." (on.orf.at) - Immerhin "schon" ein Jahr später trat der Herr dann zurück, mutmaßlich aber aus anderen Gründen.
"Der Trump von Vösendorf" (falter.at)
"Lugers Lügen-Affäre: Staatsanwaltschaft prüft Anfangsverdacht" (kurier.at)

Wenn man dem ganzen einen positiven Spin geben möchte: Immerhin kommen diese kleineren und größeren Patzer, Skandale und Vergehen (Verbrechen?) immer wieder ans Licht. Auch wenn dann selten wirkliche Konsequenzen folgen, und noch seltener ein Umdenken und strukturelle Änderungen. Und ÖVP und FPÖ haben auch kein Interesse daran, denn die ÖVP profitiert seit Jahrzehnten, und die FPÖ will offensichtlich auch mitnaschen - oder schlimmer.

Bis irgendwann!


« home
« previous
» archives «
next »