31.08.2015

Phase 2.1: Pembroke (06. - 11.08.2015) - Teil 1

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  Hinweis: In den folgenden Text habe ich nur einen (kleinen) Teil der verfügbaren Fotos eingebunden. Am Ende des Beitrags befindet sich ein Link zur vollständigen Bildergalerie "Phase 2.1: Pembroke, Teil 1" - ganz bequem zum Durchblättern.
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Tag 4 - Reisetag!

Donnerstag, 06. August - Abfahrt 10:45 Uhr ab Paddington. Also ganz gemütlich aufstehen, frühstücken, packen, auschecken, zum Bahnhof gehen. Die Fahrt dauert knapp 5½ Stunden mit 1x Umsteigen in Swansea: Immer westwärts.


Meine Reise führt mich auch durch Cardiff, wo ich 2009 schon mal gewesen und mit Gabi unverhofft auf die Dr. Who Ausstellung gestossen bin. BBC Wales hat in Cardiff seinen Sitz, daher werden dort relativ viele Serien gedreht (Dr. Who, Torchwood, Sherlock,...).


Swansea ist ein sehr netter kleiner Umsteigebahnhof. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich irgendwie angespannt, gedämpft erwartungsvoll. Als ich in Swansea aussteige, ist alles plötzlich ganz easy. Wahrscheinlich mein "Raus-aus-der-Großstadt-Syndrom".


Ankunft pünktlich um 16:05 Uhr in Pembroke. Mein Quartier "High Noon Guesthouse" ist kaum 5 Gehminuten vom Bahnhof entfernt. :o) Hausherr Chris empfängt mich freundlich und empfiehlt mir gleich einen Rundweg entlang des Mill Pond und um das Pembroke Castle herum.

Nach 5 Std. im Zug kann ich ein bißchen Beinevertreten gut gebrauchen, außerdem muss ich mir was zu Essen besorgen und ganz auf altmodisch die Busfahrpläne an der Haltestelle studieren, denn ich hab' ja kein Internet, falls ich das noch nicht erwähnt habe.


Pembroke ist eine nette kleine Stadt, wirkt sehr gemütlich, einladend, freundlich, sauber. Nicht künstlich für Tourismus aufgemotzt, außer vielleicht das Castle. Kurzum: Ich bin entzückt!

Ich finde alles was ich brauche, und kehre glücklich und zufrieden in das Zimmer zurück, das locker doppelt so groß ist wie das in London ;o). Auf der Etage befinden sich zwei Badezimmer, eins davon sehr hell und einladend.


Ich finde eine Zeitschrift mit einer kleinen Landkarte, die ich vorsichtig herauslöse und 4 Tage lang als Orientierungshilfe und Wegweiser gut gebrauchen kann - entsprechend zernkautscht sieht sie auch aus.

Die Idee war ja: Pembroke liegt zentral mit guten Busverbindungen an viele Punkte an der Küste - ich kann also "Sternwanderungen" machen und jeden Tag einen anderen Teil der Küste besuchen.

Der Plan für morgen: Dem Coast Path folgen von Freshwater East über Barafundle Bay bis nach... mal sehen, wie weit ich komme.



Ich habe auch hier ein TV-Gerät am Zimmer und entdecke schon bald zwei Dinge: Auf Sender Nr. 27 läuft abends stundenlang "The Big Bang Theory", und um 20:00 Uhr gibt es auf einem anderen Kanal "Enterprise" zu sehen (die "neueste" Serie aus der Star Trek Familie, von der ich nur die 1. Staffel gesehen habe).

Außerdem habe ich immer noch ein Buch nicht gelesen: "1984" von George Orwell, das ich auch in Angriff nehme. Es geht auch ohne Computer.


Tag 5 - Pembrokeshire Coast Path:
Pembroke ⇒ Freshwater East ⇒ St. Govan's Head


Eigentlich dachte ich, ich fahre mit dem Bus nach Freshwater East, aber Hausherr Chris sagt mir, es gäbe auch einen Footpath dahin, in 1 Std. wäre ich dort.

Na gut, dann zu Fuß. Um 9:00 Uhr verlasse ich das Guesthouse, ich finde den Weg auch tatsächlich ohne Probleme, bis ich nach ca. 1 Stunde...


... plötzlich mal wieder im Gemüse stehe. Kennen wir ja von zuhause. Dabei ist das Ziel so nah - ich kann schon das Meer sehen!

Ich stapfe also durch hohes Gras, hole mir nasse Schuhe und Füße, klettere über Zäune, erschrecke ein paar Schafe und finde dann - nach insg. 1½ Stunden - tatsächlich nicht nur den ersten "Coast Path" - Wegweiser, sondern auch das Meer und die Bucht:

Freshwater East!


Es ist noch früh, noch ist hier nicht allzuviel los. Aber es verspricht ein sehr schöner, sonniger Tag zu werden - ich erwarte also nicht, dass es so menschenleer bleibt.


Nach ein paar Minuten reiße ich mich los und beginne, dem gut ausgetretenen, beschilderten Coast Path zu folgen - und muss dabei gleich mal durch eine Pferdeweide! :o)


Die Gegend ist wunderschön, das Wetter sehr angenehm (wechselnd bewölkt, leicht windig, weder zu warm noch zu kalt) und der Weg "benutzerfreundlich". Und abwechslungsreich. Meine Entzückung verwandelt sich schnell in in einen permanenten Zustand der Verzückung.

[Empfehlung und off topic: Sagt oder schreibt diese beiden Worte nicht oft hintereinander... Sie verlieren schnell jeglichen Sinn!]


Mal führt er durch Wälder, Farnenhaine, Brombeerhecken, über Wiesen und karge felsige Landschaft. Es gibt eine Konstante: Zu meiner Linken das Meer.


(Okay, hier ist das Meer rechts - weil ich mich umgedreht und gegen die "Gehrichtung" fotografiert habe.)


Gegen Mittag erreiche ich den ersten "Meilenstein": Stackpole Quay - mit einem Gebäude, das ich erkenne.

Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum nächsten Sandstrand "Barafundle Bay". Der Wegesrand ist frisch gemäht, Heugeruch steigt mir in die Nase. Das Leben ist perfekt.



Wie überall in Wales ist auch hier alles zweisprachig beschrieben: auf walisisch und auf englisch.


Und hier bin ich endlich: Barafundle Bay. :o)

Okay, und hier muss ich was erklären. Barafundle Bay (bbc, en.) ist Hauptdarsteller im Film "Third Star". In diesem Film spielt Benedict Cumberbatch einen krebskranken 29-jährigen, der mit seinen 3 Jugendfreunden einen letzten Trip zu seinem "favourite place on earth" macht.


Jetzt, wo ich die Bucht in echt sehe, kann ich diese Bemerkung gut verstehen - hier ist es wirklich wunderschön.

Das steineren Gebäude am Stackpole Quay spielt übrigens im Film auch eine Rolle. Allerdings sind es tatsächlich nur 10 Geminuten zur Bucht, während die Reise im Film mehrere Tage dauert. Künstlerische Freiheit - der Film wäre sonst sehr kurz geworden.

Ich glaube übrigens einige Plätze wieder zu erkennen, auch dieser Vogelschwarm erinnert stark an den Film, den ich übrigens wärmstens empfehlen kann. Gibt's sogar auch auf deutsch.


Hier ist schon einiges los - englische Kinder in "normaler" Badebekleidung oder in Neoprenanzügen, viele viele Hunde, die im Wasser plantschen und auch einige mutige Erwachsene. Es ist zwar richtig heiß, aber auch windig - und das Wasser ist KALT!


Bis zu den Knien trau' ich mich auch rein, aber mehr muss nicht sein. Ich gönne mir eine Pause zum Füße-Trocknen, esse eine Kleinigkeit und schau' verträumt ins Meer hinaus. *hach*


Nach knapp 1 Stunde ist es aber auch genug, und ich wandere wieder weiter. Ich bin aufs Neue fasziniert davon, wie schnell hier die Landschaft wechselt. Mal steht man mitten im Wald, im nächsten Moment erinnert die Vegetation eher an oberhalb der Baumgrenze, und um die Ecke wartet der nächste Strand.


Ich hoffe, die Welsh People wissen zu schätzen, was sie da haben!


Geht's noch kitschig - blauer?



Der Weg führt über den "Stackpole Head", vorbei an weidenden Kühen und Schafen zum nächsten Sandstrand: Broad Haven West. Hier aber wende ich mich ab von der Küste und folge dem Weg Richtung "Bosherston".


Ein paar gewagte Brücken führen über verschiedene Ausläufer der "Lily Ponds" (water lily = Seerose).



Jetzt wird es allmählich doch Zeit, auf die Uhr zu schauen und meine Wanderung mit den Busfahrzeiten abzustimmen. In Bosherston eine Stunde warten oder hoffen, dass ich es rechtzeitig bis St. Govan's Head schaffe?


Der Weg ist zwar relativ öd, auf einer Straße entlang eines militärischen Sperrgebiets, aber am Ende lohnt es sich doch:

Am St. Govan's Head finde ich eine kleine Kapelle ("St. Govan's Chapel") in den Fels gebaut, und man kann runter klettern bis zum Wasser.



Es ist mittlerweile nach 15:00 Uhr, ich bin bereits 6 Stunden unterwegs und ein milder Sonnenbrand kündigt sich an. Ich verspeise noch den Rest der Wegzehrung und warte auf den Bus, der um 15:35 Uhr kommen sollte - und das auch tatsächlich tut!


Als Bonus bekomme ich schon mal eine "Sneak Preview" auf den folgenden Tag: Der Bus fährt weiter IM Uhrzeigersinn der Küste entlang und gibt mir schon mal einen Vorgeschmack auf die Strecke, die ich morgen in Angriff nehmen will.


An diesem Abend mache ich keine Unternehmungen mehr, sondern gönne mir eine Überdosis "Big Bang Theory". Man ist halt doch ein Serienjunkie, auch ganz ohne Computer und Internet.

Nach geschätzten 20km bei viel Sonnenschein und Wind hab' ich mir das aber auch verdient.


» Bildergalerie "Phase 2.1: Pembroke, Teil 1" (65)


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