05.01.2021 |
KW 01 / 2021: Wrecking things... |
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Holden: I never thought about it. Miller: How could you ever leave a place like Earth? Holden: Everything I loved was dying. Holden: Wrecking things is what Earthers do best. * * *
Diese Serie ist momentan das beste, was es am Serienfirmament gibt. Natürlich ist das meine persönliche Meinung, und ich habe nicht ALLE Serien gesehen, daher kann ich den Vergleich nicht wirklich machen. Und selbstverständlich muss man ein Faible für Science Fiction habe, sonst interessiert einen das unter Umständen nicht so besonders. Außerdem ist der Einstieg nicht ganz so einfach: Ich wusste die halbe erste Staffel über nicht, worum es überhaupt geht, aber wenn man das einmal gekneißt hat... Wow. Wer es dennoch probieren will: Alle Staffeln sind auf amazon prime zu sehen, die ersten drei gibt's auf DVD. Ich habe vor knapp zwei Jahren schon mal eine Lobeshymne geschrieben: Bits & Pieces #35 Das Zukunftsszenario der Serie geht einigermaßen realistisch dahin, wohin wir als Menschheit unterwegs sind, wenn wir so weitermachen wie bisher - und bestätigt damit meine schlimmsten Befürchtungen. (Falls wir uns nicht in naher Zukunft komplett auslöschen oder in die Steinzeit zurückbomben.) Die Ereignisse, die sich ergeben, spielen sich hauptsächlich im Weltraum ab: Auf Raumschiffen, Raumstationen, in ausgehöhlten und bewohnbar gemachten Asteroiden und auf dem einen oder anderen Jupiter-Mond. Trotzdem erfährt man einiges über das Leben auf den Planeten: Die Erde - von der UNO regiert - ist hoffnungslos überbevölkert, es gibt bei weitem nicht genug Arbeit für alle, daher lebt der Großteil der Bevölkerung (dank Grundeinkommen) grade so am Überlebenslimit dahin, es gibt Elendsviertel und Slums. Der Klimawandel hat die Lebensbedingungen nicht unbedingt verbessert, die Umwelt generell ist stark in Mitleidenschaft gezogen, die Unzufriedenheit ist groß. Der Mars wurde besiedelt, aber da es zu einem Befreiungskampf nach dem Vorbild des Unabhängigkeitskrieges USA - Großbritannien kam, wurde das Terraforming - Ziel hintangestellt und stattdessen die Gesellschaft militarisiert. Da sowohl auf der Erde als auch auf dem Mars Ressourcenknappheit herrscht, werden nicht nur der Asteroidengürtel und die Monde der äußeren Planeten ausgebeutet, sondern vor allem auch die Menschen, die dort leben und arbeiten. Dort hat sich eine eigene Gesellschaft und Kultur gebildet, die dritte Fraktion im Sonnensystem, die um Freiheit, Eigenständigkeit, Anerkennung und Ressourcen kämpft, immer mit der Gefahr, dass ihre "Kolonialherren" ihnen Wasser oder Luft abdrehen. Inmitten dieser Trostlosigkeit gibt es natürlich aufrichtige, anständige Menschen (von Erde, Mars und Gürtel), die nicht der Propaganda der jeweiligen Fraktion erliegen oder sich resigniert abwenden. Vier davon sind Holden, Naomi, Amos und Alex - eine Schicksalsgemeinschaft in einer Position, in der sie zumindest punktuell die Ereignisse beeinflussen können. Miller ist ein eigentlich desillusionierter Polizist auf dem Asteroiden Ceres, den ein spezieller Auftrag, den er nicht loslassen kann, mitten hinein ins Geschehen katapultiert. Da die Serie auf Büchern beruht, denen sie in den Grundzügen folgt (die Buchautoren sind maßgeblich an der Serie beteiligt), ist angefangen von den Personen über die Gesellschaften und die Technik alles sehr ausgefeilt und mit viel Hintergrund unterfüttert. Die Gefahr, dass man sich in Mysterien hineinverzettelt, aus denen es dann keinen schlüssigen Ausweg mit einer glaubhaften Lösung gibt, besteht also nicht. Riesiger Pluspunkt! Das Szenario ist plausibel und einigermaßen realistisch, angefangen von den politischen Spannungen und Intrigen über die Klassenkämpfe bis hin zu den "technischen" Details der Raumfahrt und des Überlebens im Weltraum: Schwerkraft (keine oder sehr viel davon: beim Beschleunigen), verfügbare Atemluft oder Recycling von Ressourcen sind als Faktoren immer präsent. Alltägliche Probleme werden nicht weggewischt, sondern in Details sichtbar gemacht: Man kann nicht Kaffeetassen oder Werkzeug einfach herumliegen lassen, das ist sowohl in der Schwerkraft als auch bei Beschleunigung und Richtungswechsel problematisch! Der Weltraum ist eben ein lebensfeindlicher Ort, und wenn man nicht aufpasst, kann einen das schnell das Leben kosten! Kommunikation und schnelle Entscheidungen werden nicht einfacher, wenn die Verzögerung 20min dauert, und auch wenn man inzwischen einen furchtbar effektiven Antrieb erfunden hat, dauern Flüge innerhalb des Sonnensystems immer noch ziemlich lang! Tja. Schon wieder viel zu viel gefaselt. Zum Abschluss gibt es noch einen Spoiler (Das war hiermit die Warnung - wer weiterliest, ist selber schuld!), denn ich möchte noch ein Zitat loswerden, das es nicht in den Kalender geschafft hat und meine Befürchtung widergibt, wenn es um (real angedachte) Schürfrechte auf Asteroiden oder die Besiedelung von Mars oder Mond geht. Am Ende der 3. Staffel (bzw. des 3. Buches) öffnen sich Tore in andere Sonnensysteme mit bewohnbaren Planeten, was James Holden zu folgender Aussage bewegt: It's gonna be another
blood-soaked gold rush. Das wird der nächste blutgetränkte Goldrausch. ___________________________________________ Das Kalender - Fotomotiv zeigt eine nicht abgeerntete Sonnenblume mitten im Winter. |
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