07.01.2019

SparketypesTM

personal

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Eigentlich habe ich in den letzten Jahren einen Bogen um "Typifizierungsfragebögen" gemacht. Vor allem, weil ich am Ende meistens eh nur Dinge erfahre, die ich 1. schon längst weiß und 2. mich auch nicht weiterbringen.

Jonathan Fields' "Sparketypes" fallen zum Teil auch in diese Kategorie, aber es gab beim mich-kategorisieren dann doch zumindest ein Element, das diese Konzept für mich nützlich macht.

Aber zuerst eine kurze Einführung:

Was Jonathan Fields mit dieser Wortkreation (engl. "spark" = dt. "Funke") meint, ist folgendes: Was ist es, das mich wirklich befeuert, antreibt? Der Fokus liegt hier nicht auf bestimmten Interessen oder Aktivitäten, sondern vor allem auf dem zugrundeliegenden antreibenden Element.

Die Frage ist: WAS genau an dieser Aktivität bringt mich zum Aufleben, WARUM mache ich dieses oder jenes gern und anderes nicht?

Hier ein Zitat:
Truth is, by the time we’re adults, many, though not all of us have been exposed to enough different things that we’ve started to get a sense for what our Sparketype is and what it feels like to be Sparked.

But we've still got way more questions than answers.

We have fleeting glimpses of jobs, projects, teams, businesses, industries, causes, activities, adventures, endeavors or moments that give us passing hits of "yes, please, I’ll take some of that!" But, we don't know WHY we feel that way, we don't understand what made it so powerful for us, and it never lasts for long. (Jonathan Fields, Sparketype Report, p. 8)

Übersetzung (Infobox)

Die 10 Sparketypes sind:

Maker "Macher" = getrieben, Dinge herzustellen, zu realisieren
Scientist "Wissenschaftler" = getrieben, Lösungen zu finden
Maven "Experte" = lernen um des Lernens willen als Antrieb
Essentialist "Vereinfacher"= Blick für's Wesentliche, strukturschaffend
Performer "Darsteller" = getrieben, Dinge/sich selbst darzustellen
Warrior "Krieger" = Führungspersönlichkeit, Organisator
Sage "Weiser" = getrieben, Weisheit und Wissen zu teilen (Lehrer)
Advocate "Anwalt" = getrieben, sich für Benachteiligte einzusetzen
Adviser "Berater" = steht anderen mit Rat und Tat zur Seite
Nurturer "Pfleger" = möchte Leid und Not zu lindern, sehr mitfühlend

Die Sache ist die - es gibt auf der Webseite relativ wenig Info, dafür aber einen einleitenden Podcast, danach kann man einen Test machen mit einer Kurzauswertung und dann - gegen Bezahlung natürlich - kann man ein ausführliches eBook erstehen.

Im eBook wird dann näher nur auf den eigenen Primär- bzw. Sekundärtypen eingegangen, weshalb ich hier zu manchen Typen in der Liste nicht allzuviel sagen kann.


Kaum jemand "ist" nur einer dieser Typen, aber - wenn man sehr genau hinsieht - kann man feststellen, dass viele Aktivitäten weniger um ihrer selbst willen getan werden, sondern um dem primären, dominanten Sparketype gerecht zu werden.

Jemand des Sparketypes "Maker" oder "Scientist" wird beispielsweise viel Zeit damit verbringen zu lernen, aber nicht um des Lernens willen, sondern um die primäre Aufgabe besser erfüllen zu können. Daraus ergibt sich dann oft auch der "sekundäre" (Schatten-) Sparketype.


So, diese lange Einleitung ist es aber nicht, worum es mir hier geht. Die Entdeckung dieser Sparketypes war für mich insofern ein echter Augenöffner, weil es meine Sicht auf bestimmter Dinge komplett umgedreht hat - eine "Umkehrung der Priorisierung meines inneren Antriebs".

Auf den ersten Blick ist es für mich nämlich nicht so einfach, mich einzuordnen. Ja, auf welchem Ende des Spektrums von "mit Dingen (Macher) oder mit Menschen (Pfleger) arbeiten" ich angesiedelt bin, ist relativ offensichtlich, aber bin ich nun eher praktisch veranlagt (Macher) oder lösungsorientiert (Wissenschaftler) oder wissbegierig (Experte)?

Beim Einlesen und später noch bei der Testauswertung dann war die Auflösung doch sehr offensichtlich:

Was ich bin, ist ein Essentialist!

(Und grade dazu gibt es keine vernünftige Übersetzung!) Ein "Ordner"? Ein "Vereinfacher"?

Das ist die Person, die überall gleich das sieht, was unnötig chaotisch, kompliziert und unorganisiert ist. Die auf jeden Fall der Meinung ist, dass es sich lohnt, zuerst Ordnung und Struktur herzustellen, bevor man in blinden Aktionismus übergeht.

Egal, ob es sich um digitale Datensätze, phyische Gegenstände oder Prozesse handelt - der Essentialist geht völlig auf in der Aufgabe, eine sinnvolle Ordnung herzustellen und Unwichtiges von Wichtigem zu trennen - und Unnötiges loszuwerden.

Dass das auf mich zutrifft, ist jetzt eben überhaupt keine Überraschung, aber was ich vorher noch nie in Betracht gezogen hatte: Das ist tatsächlich auch ein eigener Typ? Aufräumen, Ordnung und Struktur schaffen, Sortieren,... das begegnet einem im Leben eher als beiläufige Aktivität, als etwas, das man entweder vor oder nach einem Projekt oder einer Aktivität macht.

Etwas, das man eher an andere, weniger gut bezahlten Menschen auslagert.

Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass dieser Antrieb auch als eigenständige "Begabung" benannt und geschätzt werden kann!

Ordnung machen, Sortieren, Strukturieren, Vereinfachen, Priorisieren, das sind Aktivitäten, die ich - vor allem im Berufsleben - so nebenbei reinzuquetschen versuche, fast heimlich, denn oft wird einem zuviel Augenmerk auf das Falsche bescheinigt, wenn man dabei erwischt wird, ein chaotisches Regal zu ordnen oder Listen zu erstellen.

Und über der Tatsache zu verzweifeln, dass es für so viele Materialien/Geräte keine vernünftigen Lagerplätze gibt! Oder keine eindeutige Vergabe von Kompetenzen, Rechten und Pflichten!

Ich hatte immer den Eindruck - und der wird von er Umgebung nur bestärkt -, das sei eher eine Art Zwang (oder Tick), der einen davon abhält, die "richtigen" Dinge zu tun...

Dabei kursiert folgende Weisheit schon lange unter Menschen, die mich länger kennen: "Sie is erscht richtig glickli', wenn's raman kau!" [Sie ist erst richtig glücklich, wenn sie Möbel umstellen und neu einräumen kann!]


Was bedeutet das jetzt konkret?

Nun, einerseits macht das echt einen Riesenunterschied, meinen internen Antrieb endlich als solchen anzuerkennen, anstatt ihn als Ding, das nur im Weg steht, zu bewerten. Andererseits bewirkt es auch, dass ich mir manches einfach gönne.

In der letzten Arbeitswoche vor Weihnachten beispielsweise, bei maximalem Frust auf verschiedensten Ebenen und unter enormem Zeitdruck (der aber eh schon chronisch ist und daher nicht mehr ganz so dringlich wirkt), habe ich mir 3 Stunden Zeit genommen, um endlich das zusätzliche Regal zu basteln (aus diversen Metallteilen, weil wieder mal nicht genügend Seitenwände bestellt waren - fragt nicht!), das mehr als notwendig ist, weil das alte schon aus allen Nähten platzt und ich aus Platzmangel Zeug nur mehr irgendwohin stellen kann.

Und ja, mir war bewusst, das mich so manche/r etwas ungläubig beäugte (Wie kann sie nur inmitten Zeitdruck ihre Zeit mit sowas vergeuden!?), aber wie schon gesagt, das hab' ich mir dann einfach gegönnt.

Weil es 1. ohnehin notwendig war, 2. das mit dem Zeitdruck mittlerweile eh nur mehr eine alte Leier ist und ich das 3. einfach gebraucht habe. Das Gefühl, dass wenigstens irgendwas einigermaßen geordnet von statten geht.


Im größeren Zusammenhang konnte ich diese neu gewonnene Erkenntnis noch nicht wirklich umsetzen, was aber auch der stressigen Arbeitssituation geschuldet ist.

Es ist nämlich so, dass ein Dahinarbeiten in so extrem chaotischen Zuständen zwar für jeden schwierig, aber für jemanden wie mich extra stressig und kräfteraubend ist - auch wenn ich mir meinen kleinen Arbeits- und Wirkbereich eh relativ gut strukturiert habe.

Schwierig vor allem auch, weil ich tagein, tagaus jeden Tag so viele Dinge sehe, die so viel besser zu organisieren/strukturieren wären, und ich kann/darf nicht!!! Tantalosqualen!

[By the way: Ich bin fasziniert von diesen Begriffen, die mit mythologischen oder historischen Ereignissen verknüpft sind: Tantalosqualen, Pyrrhussieg, Hiobsbotschaft, Sisyphusarbeit, Gordischer Knoten, Potemkinsches Dorf, Damoklesschwert, Trojanisches Pferd,... Faszinierend, wie sich soche Begriffe in der Sprache einnisten.]


Und wie im Jahresausblick-Beitrag angedeutet, werde ich versuchen, mich in der nächsten Zeit mit meinem Sparketype und einer etwaigen Freizeitgestaltung bzw. Projektfindung zu beschäftigen.


 
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