18.03.2018

Bits & Pieces #24: Das Leiden am sinnlosen Leben

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Das ist das Thema meiner Fachbereichsarbeit, mit der ich anno 1995 maturiert habe - little did I know (youtube), dass daraus ein Lebensmotto werden sollte!

Aber von vorne:

#1. Erklärung

Meine dritte Arbeitswoche fiel genau mit der Kältewoche zusammen, was insofern relevant ist, als dass wir in der Zeit in Wien in einem Billigsdorfer-Hotel untergebracht waren, in dem es saukalt war und zog wie in einer "Vogelsteig'n". Mit dem Ergebnis, dass Kollege und ich uns die Grippe einfingen, so richtig mit Fieber und allem Drum und Dran - und vor allem mit einer ungewöhnlich langen Erholungsphase.

Wennn ich mal 3 Tage hintereinander von 19:00 bis 7:00 Uhr schlafe, nachdem ich mich am Nachmittag schon eine Stunde hingelegt hatte, dann ist etwas definitiv NICHT normal. Das unangenehmere war aber der Schwindel - denn nach dem Fieber kam der Schwindel, der eine gute Woche andauerte, was das normale Leben anhielt und mich langsam aber sicher zur Verzweiflung brachte.

Das hat vor allem dazu geführt, dass ich um Bildschirme einen großen Bogen machte, was nun schlussendlich in einer sehr langen und gewundenen Erklärung dafür mündet, dass ich den angekündigten Vogelfoto-Beitrag noch immer schuldig bin, dass ich trotz neuer Materialien nichts gezeichnet habe und dass ich auch die 2-3 Beiträge, die mir im Kopf herumgehen, nicht schreiben konnte.

Bin noch nicht ganz wiederhergestellt, aber es wird.


#2. Wohnen

Meine Nachbarin hat's geschafft, ich habe mich endlich dazu durchgerungen, mir eine neue Wohnung zu suchen. Allerdings bin ich bei dem Vorhaben noch kaum einen Schritt weiter, weil sich die Kontaktaufnahme mit dem Maklerbüro als lächerlich schwierig erweist.

Jetzt weiß ich nicht, ob ich das persönlich nehmen soll (ich hatte mit denen früher schon zu tun), oder ob es sich um ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände handelt - aber es nervt gewaltig.


#3. Sinnloses Leben

Also, der Titel der FBA war "Der Wille zum Sinn als geistiges Uranliegen des Menschen. Sigmund Freuds "Psychoanalyse", Alfred Adlers "Individualpsychologie" und Viktor Frankls "Logotherapie" - eine vergleichende Betrachtung der drei Wiener psychotherapeutischen Schulen".

Nein, das ist nicht mir eingefallen, diesen Titel hat Prof. Falk zu verantworten.

Wer will, kann sie gern lesen - sie hat wie durch ein Wunder über mehr als zwei Jahrzehnte die Transfers von der ursprünglichen Diskette der elektrischen Schreibmaschine über diverse Festplatten bis zum heutigen Notebook überstanden. Die Formatierung kann stellenweise durcheinandergeraten sein, und ich war noch sehr jung (17!), aber bitte: Fachbereichsarbeit.pdf


Ob es an der Beschäftigung mit Frankl lag, oder an anderen Büchern, die ich damals las, am familiären Umfeld oder an den allgemeinen kulturellen Umständen, ich weiß es nicht, aber ich wurde erwachsen im Glauben, jede/r hätte eine bestimmte Berufung, die er/sie nur finden müsste, das EINE Ding.

Das hat mich dann sehr lang herumgetrieben (im wahrsten Sinn des Wortes) und dazu geführt, dass ich mehr Berufe erlernt und öfter Jobs gewechselt habe, als damals zum guten Ton gehörte. (Vielleicht war ich aber auch nur meiner Zeit voraus.)

Irgendwann hatte ich kapiert, dass ich meine "Berufung" - falls ich sie jemals finden würde - nicht im Beruf suchen sollte, sondern mich um einen "good enough job" (Barbara Sher) bemühen müsste, um meinen Lebenssinn abseits der Berufswelt zu finden. Das war auch leichter gesagt als getan und hat mich entlang einiger interessanter Pfade geführt (ich sag' nur: McDonalds!), aber die Mechatronik-Ausbildung hat mir tatsächlich endlich dazu verholfen.

Was erst mal eine Riesenerleichterung war, zumal damit auch einherging, dass ich die Idee von der "Berufung" loswerden konnte, die mich eigentlich all die Jahre nur belastet hatte - bin ich doch eine von jenen Zeitgenossinnen mit sehr weitgestreuten und stark schwankenden Interessen.

Was ich anfangs aber nicht bemerkte: War die losgewordene Last zwar angenehm, tat sich nach und nach ein Loch an der Stelle auf, wo zuvor die panische Suche nach der Berufung/Bestimmung gewesen war. Rückblickend kann ich sehen, dass mein Sinn des Lebens die Suche nach meiner Bestimmung gewesen war - eine absurde Situation meiner Meinung nach, aber immerhin! -, und mit dem Ende der Suche kam mir auch irgendwie der Sinn abhanden.

Nicht, dass ich das gleich bemerkt hätte. Dank der Begeisterungsfähigkeit für alles mögliche, vielen Interessen, freigewordenen finanziellen Resourcen und der fortschreitenden (technischen) Möglichkeiten, diese auch zu befriedigen, konnte ich mich gut beschäftigt halten.

Bis dann im Jahr 2014 als sehr späte Reaktion auf die Finanzkrise 2008 und die daraus resultierenden politischen Verwerfungen meine Aufmerksamkeit auf die allgemeine ökonomische und ökologische Situation auf diesem Planeten gelenkt wurde. Für mich typisch habe ich mich nicht nur sehr umfassend und intensiv informiert, was auf dieser Webseite sehr gut dokumentiert ist, sondern auch versucht, meine Konsequenzen daraus zu ziehen.

Das waren/sind die Versuche, Plastik und Müll einzuschränken, das Konsumverhalten generell zu ändern, meinen Carbon Footprint im Auge zu behalten und einiges mehr.

Soweit so gut.

Eine nicht bewusst erzeugte Auswirkung allerdings, die sich eher unbemerkt einschlich, war zum einen das Abstoßen "oberflächlicher" und "sinnloser" Tätigkeiten und zum anderen das ständige unabsichtliche Bewerten der jeweiligen Aktivität im Hinblick auf ökologischen Nutzen/Schaden, finanzielle Sinnhaftigkeit und "kommerzielle Fallen".

Was jetzt - überspitzt ausgedrückt - dazu geführt hat, dass ich mir mittlerweile eigentlich alles, was mir einmal Spaß gemacht hat, selbst verdorben habe. Und natürlich konnte ich auch die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht wirklich lösen.

Da habe ich mir einen "double-whammy" eingehandelt: Nicht nur sehe ich den Sinn meines Lebens nicht, es macht auch kaum mehr Spaß. Was unweigerlich die Frage aufwirft: Wozu das alles? Was wiederum den Kreis zum Titel des Beitrags schließt.

Ja. Und da steh' ich nun, ich armer Tor... Und weiß nicht, wie ich die Suppe, die ich mir selbst eingebrockt habe, wieder auslöffeln soll!


#4. Conclusio

Zu lang auf den Bildschirm gestarrt. Seekrank und kurzatmig. Muss mich kurz hinlegen. Die Vogelfotos werden noch ein wenig warten müssen - scrollen und zoomen sind im gegenwärtigen Zustand Teufelswerk!


 
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