16.03.2020

Bits & Pieces #53: Schein und Wirklichkeit

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Gestern noch war Apokalypse, heute sind wir einen Schritt weiter?

Nein im Gegenteil, jetzt offenbart sich die Kluft zwischen Schein und Wirklichkeit. Oder vielleicht besser gesagt: Dort, wo die Grenzlinie zwischen "unbedingt nötig" und "momentan nicht essentiell" sein sollte, befindet sich eine typisch österreichische sehr breite Grauzone.

Was nämlich gestern großräumig umgangen wurde, war das Thema "Industriebetriebe/Produktionsstätten". Offen lassen oder zusperren? Arbeitnehmer nach Hause schicken oder nicht?

Jetzt habe ich mir gerade die gestrige ZIB2 Spezial (15. März ab 20:50 Uhr) angesehen, und da hat es der Moderator geschafft, Sebastian Kurz darauf anzusprechen, wie Produktionsbetriebe mit ihren Mitarbeitern verfahren sollen (ca. ab 11:07):

Frage: "Also wenn man sich nicht sicher ist, ob's unbedingt notwendig ist, lieber morgen zuhause lassen?"
Kurz: "Selbstverständlich."

Natürlich war ich dann heute arbeiten, da ist alles ganz normal, obwohl wir definitiv nicht notwendig sind, in keinster Weise. Also draußen ist Vorbereitung auf die Apokalypse, drinnen wird dahingearbeitet, als ob nichts passiert wäre. Zu Mittag kam dann noch ein Aushang, der diesen Eindruck bestätigte.

Und jetzt habe ich ein Schreiben vom Land Steiermark gefunden, das titelt: "Produktion in steirischen Unternehmen bleibt aufrecht"

Und im Text:
Die Gesundheit der Bevölkerung hat oberste Priorität. Aus diesem Grund appellieren wir an alle, die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen strikt einzuhalten. [...]

Die Unsicherheit darüber, wer derzeit am Arbeitsplatz benötigt wird ist groß. Die steirischen Industriebetriebe erhalten ihre Produktionen weiter aufrecht. Das heißt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der steirischen Industrie werden dringend an ihren Arbeitsplätzen benötigt. [...] Die Unternehmen treffen für ihre Belegschaft entsprechende Vorsorge- und Hygienemaßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus.

Dann wollte ich herausfinden, ob das eine steirische "Nicht mit uns!" - Aktion war und habe auf der Oberösterreich-Seite der wkö folgendes gefunden:
Es ist festzuhalten, dass die nun gesetzten Maßnahmen (Ausgangsbeschränkungen usw.) in keiner Weise Werksschließungen, einen Produktionsstopp oder etwas Ähnliches für die österreichische Industrie oder das produzierende Gewerbe vorsehen oder notwendig machen.

Also an alle Menschen da draußen, die den Eindruck haben, das Land steht still: Das schaut nur von außen so aus. Die IndustriemitarbeiterInnen hinter verschlossenen Türen werkeln fleißig vor sich hin und verkehren natürlich hin- und her zum Arbeitsplatz, benützen gemeinsam die Garderoben, Toiletten, Waschbecken, Werkzeuge und Maschinen. Mindestens 1m Abstand? Sehr witzig.

So geht das jetzt anscheinend erst mal weiter. Bis zur nächsten Ankündigung. Oder bis zum ersten Verdachtsfall.


 
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